Nicht auf die Jugend vergessen!
Teuerung, Klimawandel, Pandemie, Krieg, Entsolidarisierung und die Segmentierung unserer Gesellschaft lassen ein fatales Szenario unser Zukunft erahnen. Gerade für viele Kinder und Jugendliche bietet sich dabei ein Bild von Ohnmacht, Handlungsunfähigkeit und Frustration. Die Möglichkeiten, das eigene Leben selbst bestimmen zu können, Selbstwirksamkeit zu erfahren und sich aktiv in der Gesellschaft einzubringen, erscheinen anhand der vielschichtigen Problemlagen oft illusorisch und überfordernd.

Unbestritten stehen wir vor großen Herausforderungen in unserer Gesellschaft und auf der gesamten Welt, wollen wir ein gelingendes Leben für alle ermöglichen. Selbstverständlich wäre die Offene Jugendarbeit damit alleine heillos überfordert, in der Erwartung, auf alle diese Begebenheiten und Herausforderungen passende Antworten zu finden. Sie kann sich aber aktiv, optimistisch, solidarisch und wirksam positionieren und dabei Jugendlichen breitere Perspektiven bieten und „Jugend“ optimistisch ermöglichen!

Gerade die Offene Jugendarbeit, mit ihren wertschätzenden Zugängen und Angeboten, spielt neben weiteren Sozialisationsinstanzen für Jugendliche eine besondere Rolle. Sie verfügt über die notwendigen Rahmungen, Jugendliche beim Hineinwachsen in die Gesellschaft proaktiv und ressourcenorientiert zu begleiten und stellt neben Familie, Schule und Peergruppe tragfähige Beziehungsangebote bereit. Doch die Offene Jugendarbeit bleibt herausgefordert, sich auch weiterhin auf die Themen, Interessen und Bedarfe von Kindern und Jugendlichen einzulassen und die dafür notwendigen Ressourcen in Zeiten der Teuerungen seitens der Gesellschaft einzufordern.

Die Auswirkungen der laufenden Krisen auf die Gesellschaftsordnung sind noch nicht abschätzbar, ihre Verstärkerwirkung von sozialen Phänomenen und Problemlagen aber unbestritten. Gerade Jugendliche sind durch die Krisen stärker betroffen und herausgeforderter als viele Erwachsene. Ihre Möglichkeiten, mit dieser Krise umzugehen, sind begrenzter, ihre Lebenssituation anfälliger für Gefährdungen und Brüche. Dabei kommt der Offenen Jugendarbeit eine wichtige Aufgabe zu. Sie muss aktuelle Lebensumstände und Bedürfnisse von Jugendlichen aufzeigen, notwendige Rahmenbedingungen aktiv einfordern und mitgestalten.

Dafür benötigt die Offene Jugendarbeit die notwendigen Mandate und Ressourcen! Vergesst nicht auf die Jugend!
Kontakt: office@dv-jugend.at

 
Zielgruppensteuerung und Diversität
Die Jugend ist heterogen und vielfältig. Ziel der steirischen Offenen Jugendarbeit ist es, Jugendliche ohne Rücksicht auf Geschlecht, Alter, Ethnie, Sprache, Religion, Bildungs- und Berufsstatus, Szene- oder Cliquenzugehörigkeit etc. anzusprechen und in jugendspezifische Angebote einzubeziehen. Diesem hohen Anspruch kann in der Praxis nur dann entsprochen werden, wenn in der Planung und Umsetzung von Angeboten, Rahmenbedingungen etc. jeweils ganz gezielt die einzelnen Untergruppen und deren Erwartungen und Bedürfnisse berücksichtigt und allfällige Nutzungskonflikte in gemeinsamer Abklärung bearbeitet und gelöst werden. Offenheit bedeutet nicht „wer halt kommt, der kommt“, sondern setzt eine Steuerung über Angebote, Räume und Fachkräften voraus! Planmäßiges Handeln in der Offenen Jugendarbeit dient der Gleichbehandlung und baut Ausgrenzungen vor. Niederschwelligkeit der Zugänge und Absicherung der Reichweite durch eine hohe Akzeptanz der einzelnen (Teil-) Zielgruppen sind wesentlich abhängig davon, ob und inwieweit es in der Praxis der Offenen Jugendarbeit gelingt, die einzelnen Adressat*innen möglichst direkt und persönlich anzusprechen und an der planmäßigen Angebotsentwicklung zu beteiligen. Wichtige Aspekte von Zielgruppensteuerung sind die Alterskohorten der (erreichten) Jugendlichen sowie ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis.
 
Förderung von kultureller Teilhabe und kultureller Bildung für Jugendliche
Kulturelle Bildung bedeutet Bildung zur kulturellen Teilhabe. Kulturelle Teilhabe wiederum bedeutet Partizipation am kulturellen Geschehen einer Gesellschaft. Sie gehört zu den Voraussetzungen für ein gelingendes Leben in unterschiedlichen Dimensionen. Kulturelle Bildung ist konstitutiver Bestandteil von allgemeiner Bildung und vor allem für Kinder und Jugendliche ein unverzichtbarer Bestandteil ihrer Entwicklung.
Die Bildungsaufträge beispielsweise von Schule, Museen, Kulturinitiativen, Jugendarbeit oder Gemeinwesenarbeit beinhalten auch die Vermittlung und Förderung von kulturellen Milieus, kultureller Praxen und kultureller Bildung für Jugendliche. Mittels Musik, Tanz, Theater, Performance, Fun-Sport und der neuen Medien lernen sie kulturelle Ausdrucksformen kennen und gestalten ihre eigenen Lebenswelten.
Jugendkulturelle Aktionsräume sind jedoch zunehmend einem Verdrängungswettbewerb ausgesetzt. Zwei Jahre Corona haben diesen Prozess beschleunigt und vertieft. Eine laufende Unterstützung von jugendkulturellen Aktivitäten, Support für junge Musikschaffende und Jugendszenen sowie Auftrittsmöglichkeiten sind wichtige und notwendige Angebote, die auch wieder vermehrt in der Offenen Jugendarbeit (Jugendzentren, Jugendtreffs usw.) Verortung finden sollen. Die lokalen Kulturinitiativen sind dabei kulturelle Nahversorger:innen vor Ort. Sie vermitteln zeitgenössische Kunst und Kultur der Bevölkerung. Die Künstler:innen begleiten die künstlerischen Prozesse, verfügen über Wissen der jeweiligen Kunst- und Kulturszenen und bringen stets neue Zugänge und Techniken in den Prozess ein.
Ziel ist die Vermittlung von Kulturformaten für Jugendliche auch im Rahmen der Jugendarbeit zu fördern sowie den Austausch und die Kooperation zwischen Akteur:innen im Jugend- und Kulturbereich zu stärken.